Eisblumen
Eisblumen sah ich heute am Morgen.
Die Nacht hat sie ans Fenster gemalt.
Glüchlich und wartend bleibe ich steh'n,
um ihr Spiel mit der Sonne zu seh'n.
Doch geht der Tag erst weiter,
so gehen diese Blumen fort.
Sie vertragen nicht das grelle Licht
und so viele Augen, die nicht seh'n.
Wir Menschen haben Gefühl für Gold,
für Geld und Diamanten.
Doch kennen keine wahren Werte
ohne Reichtum, ohne Gold.
Danke, ihr Eisblumen, daß es euch gibt!
Euch kann niemand kaufen.
Danke, daß ihr uns allen zeigt,
daß euch keiner zu schlecht ist.
An euch sieht man, daß Zartheit vergeht
und nicht bestehen kann in unserer Welt.
Aber man sieht auch, daß Zärtlichkeit besteht,
denn immer wieder kehrt sie wieder
Euch kann keiner für sich behalten,
euch kann keiner besitzen.
Doch jeder kann warten, still und leis'
und hoffen, daß ihr einst wiederkommt,
ihr Blumen aus Eis.
© Gerhard Odörfer/ Salzburger Literatur Netz /