Als ich am Morgen des ersten Schultags im Badezimmer stand, bemerkte ich ein weißes Aufblitzen im Spiegel. Als wäre eine Schneekugel vorbeigerollt. Ich drehte mich um – und erlebte eine Überraschung: Vor mir stand eine Ziege, die an der Zahnpastatube herumkaute.
Träumte ich noch? Ich rieb mir die Augen.
Das war doch eine Ziege, oder? Das Tier schien mir ungewöhnlich fett. Es hatte lange Hörner und einen Bart unterm Kinn. Sicher ein Bock. So nennt man die Männchen, glaube ich.
Es läutete an der Wohnungstür. Der Bock meckerte. Ich zuckte zusammen.
Mutter klopfte an die Badezimmertür. „Da ist ein Mädchen, das wissen will, ob wir ihre Ziege gesehen haben.“
„Äh ... Ziege ... ja! Ja, die ist bei mir im Badezimmer!“
Das Mädchen kam vom benachbarten Bauernhof. Ihr gehörte die Ziege. Eine Geiß namens Agatha, wie sich herausstellte. Das Mädchen bedankte sich mindestens dreimal, dass ich ihr „Lausmensch“ gefunden hatte. Hatte ich gar nicht. Agatha hatte mich gefunden.