FALLOBST, MOST UND HERBSTZEITLOSEN
I
Sumpf- und Kohlmeisen im An- und Abflug. Schalen von Sonnenblumenkernen am gepflasterten Weg - anthrazitfarbene Ursache eines Geräuschs, welches an das Brechen und Knicken trockener Zweige erinnert.
Das Laub des Nussbaums ein loderndes Ocker vor azurblaubem Himmel. Komplementärkontrast auf Zeit. Keine Sekunde vergeht, ohne dass ein Blatt sich löste und zu Boden taumelte.
Auch das Blau ist bedroht von einer Dämmerung, die sich zuerst in den Niederungen sammelt, in Mäuse- und Maulwurfslöchern und in den Gräben tief in die hügelige Landschaft eingeschnittener Bäche.
Mach ein Foto, sagt M., diese Farben! Aber ich stehe da mit öl- und leimverschmierten Händen, einen Moment lang, wie es heißt, zögernd, und eile dann zu den Bestandteilen eines Holzgeländers, um es zu reparieren und, dieses wieder in Form gebracht, an der Stiege, die vom Wohnzimmer in den Garten führt, festzuschrauben.
Auf der Dorfstraße stauen sich die Autos. Rübenernte! - warnt ein Dreieck. Die vollautomatisierte Rübenerntemaschine frisst sich hinein ins Feld. Trennt die Blätter von der Frucht, schürft dann diese aus dem lehmigen Boden, befreit sie von der Erde, deponiert sie mit Förderband in einem rundum vergitterten, stockwerkhohen Laderaum und lässt eine aufgelockerte Schneise zurück, auf der die zerhäckselten Rübenblätter regelmäßig verteilt sind.
Ist der dafür vorgesehene Stauraum mit Rüben angefüllt, fährt die Maschine, die einen Lärm macht wie 10 Traktoren, zum Feldrand der zugleich der Straßenrand ist, um die Rüben auf die Ladeflächen der bereitstehenden Anhänger zu kippen.
Ein höllisches Gedröhn und Gepolter, verstärkt von den hohen, froschgrünen Bordwänden, breitet sich aus in unsichtbaren Wellen. Lässt die Hühner erschreckt Deckung suchen im schützenden Hühnerstall.
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