Die Straßen lagen verlassen und wie leergefegt im Sonnenschein des kalten Dezembersonntags, als Daniel mit Teresa und Adina die leichte Steigung der Beacon Street hinauf nach Brookline Village fuhr. Auf dem Parkplatz von Stienetzkys Beerdigungsanstalt traf ein Auto nach dem anderen ein, und ein Angestellter mit der professionellen ernsten Miene des Leichenbestatters klebte rote Plaketten mit dem Aufdruck Begräbnis auf die Windschutzscheiben. Viele der Aussteigenden kannte Daniel nicht, was ihm sichtlich peinlich war: Es zeigte sich wieder einmal, wie er seiner Frau oft verbittert erklärte, daß er zwar Ednas Generation näher sein mochte als die anderen, weil Edna immerhin seine Tante war, aber dass er trotzdem nie zur Familie gehört hatte und nie dazugehören würde. Adina spürte die Unruhe ihres Vaters, sie sah sein Gesicht im Rückspiegel, wie es langsam einen hilflosen, nervösen Ausdruck annahm, weil er niemanden fragen konnte, wer diese Leute waren, die da so selbstbewußt aus ihren Autos stiegen, und weil er das Gefühl hatte, er müsse sie kennen, er habe ein Recht darauf, sie zu kennen - und daß er sie nicht kannte, war eines der vielen Zeichen der Zurücksetzung, die weit in seine Kindheit reichten, so weit, daß seine Tochter sich nicht vorstellen konnte, worin sie eigentlich bestanden. Deshalb wußte sie auch nicht, ob sie diese selbstbewußten Fremden in dunklen Wintermänteln, die Männer mit schwarzsamtenen Jarmulkes auf den Köpfen, grüßen, ihnen zunicken oder sie nicht beachten sollte, während die anderen sie mit argloser Selbstverstädnlichkeit ignorierten. Mr. Stienetzky stand am Eingang der Halle, die aussah wie eine zu niedrig geratene, solide und weiß verputzte Synagoge. Er begrüßte die Trauergäste wie alte Kunden. Das tut er immer, sagte Daniel, wir sind alle Kunden, wir wissen bloß noch nicht wann, aber irgendwann werden wir alle bei Stienetzky angeliefert.