1.
Nach den tödlichen Regentagen,/
Kälte und Nebellast,/
sieh, wie der See sich öffnet,/
unter zerrissener Sonne,/
in Lichtbahnen schmelzend,/
grenzenlos die Massen/
von Stein und Wolken/
in Brand setzt./
Glaubt mir, es gibt sie,/
die Wiedergeburt/
der Elemente,/
in der wir geborgen sind./
Jetzt sind die Ufer erreichbar./
Fürchte nicht, sie zu betreten./
Die Ãœberfahrt wird Dir leicht./
Wenn Du dort auf mich zukommst,/
will ich Dich bitten, immer,/
für immer zu bleiben.
2.
Drücke die Hände/
ins eisverschleierte Wasser/
der Rhone,/
und durch dich hindurch/
strömen Hochmut und Schönheit/
der zerstörten Reiche:/
die unheilbare/
fließende Wunde/
des Kontinents,/
den wir mit grausamen/
Legenden schmücken./
Widerstehe!/
Es zieht dich mit.
3.
Gerade noch ein Stück Leben aus/
der Ewigkeit /
herausgebissen!/
Was wird von diesem Tag/
zu berichten sein:/
Er war - ist er gewesen?/
Mußte er sein?/
Soll es ihn wirklich/
gegeben haben?/
Wer würde ihn vermissen,/
wenn er nicht war?/
Genf an gerissener Ankerkette
treibt hinaus/
mit den Flaggen aller Nationen,/
mit allen Konsulaten, Sachberatern,/
Kongressen, Tagungen, Debatten,/
mit allen unbezahlten
Hilfsprogrammen,/
mit allen grinsenden Ministern/
und geheimen Konten .../
treibt hinaus/
ins menschenleere Universum/
wie ein bewimpeltes Urlauberschiff,/
das lautlos kippt und versinkt./
In deine vorsichtigen Augen/
spreche ich meine Hoffnung:/
Ja, ich fordere das Unerreichbare,/
ohne zu wissen,/
wieviel Kraft verbleibt,/
den nächsten Abschied/
zu überstehen./
Unter fest zusammengeschlagenem
frierendem Mantel/
rette ich ein Versprechen,/
das du nicht geben willst,/
über die Grenze, um es bei mir
in der Fremde/
unverwandt und rechtlos/
zur Todeswunde großzuziehen.
/ 2002