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Endstation Wendeplatz

Roman

Autoren: Andreas Renoldner
Verlag: Kitab Verlag, Klagenfurt, 2011
Gattung: Prosa | Veröffentlichungstyp: Buch

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Textproben:

Ich habe meine Wohnung freiwillig verlassen, bevor sie mich vor den Augen der Nachbarn rauszerren und samt den Möbeln am Gehsteig abstellen. Als mir dieser blaue Brief mit der Räumungsklage zugestellt worden ist, habe ich folgerichtig gehandelt und das Ruder im richtigen Augenblick in die richtige Richtung herumgeworfen, finde ich. Mit der Bankomatkarte so lange bei unterschiedlichen Geldausgabeautomaten Scheine behoben, bis mir einer der Automaten die Karte einzogen hat. Ob Zweitausendvierhundert viel ist oder wenig, kann ich nicht sagen. Einiges von dem, was mir als das Wesentliche erschienen ist, habe ich in zwei Koffer gepackt wie für eine Urlaubsreise. Wertsachen kenne ich ohnehin nicht. Der Kombi wird noch ein Jahr lang fahren. Im Herbst wird es das Problem mit der Haftpflichtversicherung geben. Wenn ich nicht zahlen kann, ist die Kennzeichentafel weg. Irgendwie ist es mir jetzt auch vollkommen gleichgültig, ob der Wagen noch so lange Zeit fahren kann oder nicht. Auf der Ladefläche liegen die Matratze und Bettzeug. Ich habe mir aus alten Hemden fröhliche Vorhänge gebastelt. Die Hemden hat dieser angebliche Freund zurückgelassen, dieser Mitbewohner für die letzten Wochen, der trotz Vereinbarung und Mahnungen und langen Gesprächen die Hälfte der Miete nie bezahlt hat. Weshalb dann alles noch schneller gekommen ist als befürchtet.

Wenn ich die Hemdvorhänge aufknöpfe, kann ich aus dem Fenster in der Hecktüre des Wagens
blicken. Jetzt sehe ich beim Blick hinaus das Licht von der Straßenlaterne ganz am Ende
des Parkplatzes. Der Wendeplatz am Stadtrand hat einige Vorteile, und genau deshalb habe
ich auch nach einigen Überlegungen genau diesen Platz für mein neues Zuhause gewählt.
Außerdem passt er zu meiner Lage.
 

Endstation Wendeplatz. / 2011

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