Allein im Auto wurde mir klar, dass ich mich sehr gut fühlte. Und mir wurde klar, was da eigentlich los ist. Ich habe noch immer nicht aufgehört zu pubertieren. ich bin wie die Gilmore-Mutter Lorelai immer noch der junge wilde Hund. Der in meinem Fall und in meinen Tagträumen mit einem alten, aber PS-starken Auto über die Gemeindestraßen und Güterwege donnert. In Wirklichkeit bin ich mit einem kleinen schwachen Kia unterwegs. Aber das Gefühl ist dennoch da: Ich will nicht sterben, einfach gesagt. Ja, ich bin wie ein Teenager davon überzeugt, dass ich nicht sterben werde. Und wie ein Teenager versuche ich, mich selbst davon zu überzeugen, dass diese meine haltlose Annahme doch stimmt. Indem ich den Motor aufheulen lasse und mich an Grenzen begebe, in diesem Fall an die Grenzen der Kurvenstabilität der serienmäßigen Sommerreifen an einem drei Jahre alten Kia Rio. Klingt lächerlich, aber ist es wirklich weniger lächerlich, wenn Herr Messner seine Grenzen auslotet, indem er zu Fuß und ganz allein zu irgendeinem Pol hatscht?
Ausschnitt aus dem Kapitel Silverstone 10. - 11. Juli 2004 / 2005